Das letzte Abbild…

Heute bewahrheitete es sich mal wieder: auch in urbanem Umfeld, auf deiner Arbeit oder direkt vor dem Fenster kannst Du spannende und beindruckende Naturerlebnisse haben.

So ging es mir heute an meinem Arbeitsplatz im Büro. Mir rutschte fast das Herz in die Hose vor Schreck, als direkt vor meinem Fenster etwas Helles zu explodieren schien. Der Knall war so laut, dass sogar der Kollege im Nachbarzimmer fragte, was denn passiert sei. Ich sah dann vor dem Fenster aus dem Augenwinkel noch etwas Braunes abtauchen und dazu ein paar weiße Federn nach unten schweben. Nachdem ich mich etwas gesammelt hatte, war mir auch sofort klar, was passiert war.

Eine der vielen Ringeltauben, die sich immer im Innenhof tummeln war volles Rohr gegen mein Fenster geprallt!

Der Blick aus dem Fenster offenbarte dann auch den Grund – das Braune Etwas entpuppte sich als weiblicher Sperber, der sofort begann, auf den Resten der Taube sein Frühstück frei zu rupfen.

Wie schnell und präzise der Greif dabei vorging, könnt ihr hier im Video sehen

Entschuldigt die schlechte Videoqualität – ist durch das geschlossene Fenster in ungünstigem Winkel aufgenommen. Ich wollte den Vogel nicht stören und um seine wohlverdiente Mahlzeit bringen.

Die panische Flucht bescherte der Taube wenigstens ein gnädiges Ende – schmerzloser und schneller mit gebrochenem Genick als in den Fängen der hungrigen Sperberin. Kaum größer als die Taube hat sie fette Beute gemacht. Ich habe selbst erst einmal beobachtet, dass ein Sperber bei mir im Garten eine Ringeltaube geschlagen (und sogar weggeschleppt!) hat. In der Literatur heißt es, dass wegen des geringen Größenvorteils Sperber eher selten auf Ringeltauben gehen. Da wir im Innenhof des Büros jedoch schon öfter die Überreste gerupfter Ringeltauben gefunden haben, scheint es so, als hätte sich zumindest dieser Greifvogel etwas auf die großen Tauben spezialisiert.

Tagtäglich wird da draußen gelebt uns gestorben. des einen Tod ist Leben für den anderen. Der Kreislauf des Lebens…

Was bleibt, das letzte, geisterhafte Abbild der Taube an meinem Bürofenster. Ein vergänglicher Nachhall aus Puder, das jeder Vogel in seinen Federn mit sich trägt. Der nächste Regentag oder der Fensterputzer wird auch dieses Bild bald wegwaschen – nicht jedoch aus meiner Erinnerung…

Back to the roots…

Da unsere anderen Aktivitäten derzeit Corona bedingt auf Eis liegen, haben wir uns auf unsere Anfangszeit besonnen. Vielleicht wisst ihr es nicht, aber die erdwissen homepage startete ursprünglich mal als blog unseres Gründungsmitglieds Wurzeltrapp. 

Wenn ihr rechts im Archiv mal ganz zum Anfang zurückblättert, dann seht ihr wie alles anfing. Naturbeobachtungen, tolle Fotos und Rätsel zum mitmachen.

Da wir alle gerade viel mehr Zeit in unseren 4 Wänden verbringen als sonst, möchten wir euch von nun an zumindest virtuell  auf unsere Naturstreifzüge mitnehmen. Rätsel und anregende Fragen inklusive (klickt auf die Bilder für mehr Text)…viel Spaß!

Spuren im Januar

Kaum zu glauben, dass der erste Monat des Jahres 2017 nun schon fast hinter uns liegt. Der unerwartet sonnige Sonntag heute lud daher nochmal zu einem Monatsabschlusstreifzug ein.  Fast die ganze Zeit über begleiteten mich die hohen, zirpenden Kontaktrufe der Wintergoldhähnchen (Regulus regulus), die zu den kleinsten unserer europäischen Vögel gehören. Unterwegs sah ich auch immer mal wieder eines durch Büsche und Gestrüpp huschen. Sie sind ständig in Bewegung aber dabei gar nicht menschenscheu. Schaut mal, was wir Euch sonst noch an Eindrücken und Bildern mitgebracht haben (auf die Bilder klicken für mehr Text):

Ganz besonders habe ich mich heute über das Pappelknospengeschenk gefreut. Normalerweise kommt man ja nicht so einfach an die hoch oben in den Baumronen sitzenden Knospen heran – und wirklich häufig sind Pappelbäume auch nicht mehr. Also habe ich fleißig eingesammelt, was da auf dem Boden lag. Wofür? Ja, das werdet Ihr bald noch erfahren hier in unseren blog. Also, schaut bald mal wieder vorbei!

Ach ja – falls Ihr es noch nicht bemerkt habt – unser Veranstaltungskalender 2017    ist online!

Spuren und Zeichen an ungewöhnlichen Orten

Letzte Woche verbrachte ich die Wartezeit während des Winterreifenwechsels mit einem Rundgang über den Offenbacher Hauptfriedhof. Die Morgensonne zauberte eine ganz besondere Stimmung an diesem Ruheort, der an drei Seiten von Hauptverkehrsadern (Bahnlinie und zwei Hauptstraßen) umschlossen ist.

An einer Stelle fand ich im Umkreis von 20 Metern jede Menge Taubenfedern auf dem Boden und in den Büschen hängend. Und zwar eine Anzahl, die man nicht auf simples Mausern zurückführen kann. Was ist da wohl passiert?  Ob der menschenfreundliche, samtpfotige Friedhofsbewohner etwas damit zu tun hat?

Und wer hat wohl den großen Pilz angeknabbert? Von welchem Baum stammt das wirklich große Blatt?

Friedhöfe sind übrigens ein guter Ort, um sich mit Bäumen und Sträuchern vertraut zu machen, denn dort findet man meist eine große Anzahl unterschiedlichster Arten auf kleinem Raum. Wie man sieht, kann man dort auch jede Menge Spuren und Zeichen entdecken. Für viele Wildtiere sind Friedhöfe ein wichtiger Lebensraum – gerade mitten in der Stadt. Du kannst hier viele Singvögel und sogar Greifvögel wie Eulen, Eichhörnchen und kleinere Nager, Kaninchen, Marder und sogar Füchse antreffen – oder Ihre Spuren finden…

Ein jähes Ende…

…hat dieser Grünspecht hier heute Mittag gefunden. Als ich nochmal am Schneckenberg unterwegs war, um die Wildtierkamera wieder aufzuhängen, da fiel mir auf dem Weg neben dem Zaun plötzlich eine kleine, gelblich gefärbte kleine Feder auf, die sich im Wind hin und her bewegte. Ich hob sie auf, weil ich so eine noch nie gesehen hatte und bemerkte zwei Meter daneben noch mehr graue Flaumfedern auf einem Haufen. Da dämmerte es mir schon – hier ist wohl ein Vogel gerupft worden!

Also mal  im Umkreis etwas genauer hinschauen…und da lag er dann auch. Ein prächtiger Grünspecht, ein Männchen (wie man an dem roten Wangenfleck erkennen kann). So ein schöner Vogel – und zu meinem großen Bedauern leider mausetot.

Erdspechte leben gefährlich, wenn Sie ohne Deckung am Boden auf Nahrungssuche sind. Offensichtlich wurde dieser her bei seiner üblichen Tätigkeit am Boden überrascht – man konnte ganz genau die Stelle sehen, an der er zuvor noch mit seinem Schnabel im Schlamm herumgestochert hatte. Was also ist über ihn gekommen (vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes…)?  Äußerlich waren keine Verletzungen zu sehen – nur die paar herumliegenden Federn lassen auf äußere Einwirkung schließen. Im Übrigen war der Vogel noch warm, als ich ihn gefunden habe – vermutlich habe ich also den Angreifer (oder vielmehr Beutegreifer) bei seinem Tun gestört und er ist geflohen, bevor ich ihn entdecken konnte.

Was denkt Ihr, was hier passiert sein könnte? Wir sind gespannt darauf, eure Vermutungen zu hören…