Mach eine kurze Pause und beantworte folgende einfache Fragen:
Welche Art von Wolken standen am Himmel als du das letzte Mal draußen warst?
Aus welcher Richtung kam der Wind?
Wo stand gestern Abend der Mond und in welcher Phase war er?
Wann hat es das letzte Mal geregnet?
Wie viele Arten Wildpflanzen hast du heute Morgen vor deiner Haustür gesehen?
Was für ein Baum ist das den du aus deinem Fenster siehst?
Wie viele unterschiedliche Vögel hast du heute gehört?
Wo ist das nächste Kaninchen, die Eule, das Reh, die Eidechse oder der Fuchs?
Wenn dein Bewusstsein so scharf ist, wie es sein könnte, hast du keine Mühe, diese Fragen zu beantworten!
Ich erinnere mich an einen Waldspaziergang mit Freunden. Wir gingen an zwei Rehen, einem Fuchs, vier Wildkaninchen, einer Milliarden Insekten, Vögeln und anderen Geschöpfen vorbei. Niemand bemerkte auch nur eins von ihnen. Am Ende der Wanderung erzählte ich ihnen was wir alles gesehen hatten. Viele waren über sich selbst verärgert! Wie konnten sie soviel verpasst haben?
Die Kunst zu sehen …“ nämlich die Welt um uns herum – ist ziemlich einfach noch einmal zu lernen. Nötig ist lediglich etwas Übung und das Aufgeben schlechter Angewohnheiten. Und … „noch einmal zu lernen“ ist genau das richtige Wort. Die meisten von uns beobachteten als Kind viel mehr, als wir Erwachsene es heute tun.
Der Tag eines Kindes ist mit Faszination, Neuheiten und Wundern erfüllt. Der Wunsch zu erforschen, ein Abenteuer zu bestehen, gab uns als Kind ein natürliches Bewusstsein. Aber Besonderheiten die wir als Kinder scharf sehen konnten, sind heute verschwommen; wir sind Anregungen und neuen Ideen gegenüber abgestumpft.
Wir sehen ein Brot nicht als etwas das von einem Weizenfeld mit dem Wind zu uns geweht wurde. Die Äpfel die wir kaufen, scheinen von einem Supermarkt und nicht von einem Baum zu kommen. Ich habe tausende Amseln in meinem Leben gesehen – du vermutlich auch. Aber war die letzte Amsel die du gesehen hast so faszinierend, so wundervoll, so lebendig wie die erste die deine Aufmerksamkeit fesselte, damals als du ein Kind warst?
Der erste Schritt um deine Sinne wachzurütteln ist, das neugierige Kind in dir wieder zu entdecken. Und um das zu tun, musst du aufhören zu ahnen was du sehen oder fühlen wirst, bevor es eintritt. Denn das blockiert dein Bewusstsein.
An einem kühlen Abend während einer Bergwanderung mussten wir einen kleinen Bach durchqueren. Alle murrten denn keiner wollte gerne durch das kalte Nass. In der Mitte des Bachs angelangt merkten wir, dass es sich um eine warme Quelle handelte. Später stellten wir fest, dass wir alle zuerst kaltes Wasser gefühlt hatten.
Eine andere Hürde für dein Bewusstsein ist die Angewohnheit Dinge mit Namen nennen zu wollen. Einen Namen zu kennen heißt aber noch lange nicht etwas über das … „benamte“ zu wissen. Ich kenne Vogelfreunde die einen Vogel sehen, ihn im Bestimmungsbuch nachschlagen, sehen dass es eine Misteldrossel ist – und das war’s. Sie achten nicht länger auf den Vogel und werden auch nie erfahren was er tat und wie er lebt.
Weitere Hürden sind Zeitdruck und ein festes Ziel. Ich kenne unzählige Wanderer die von einem Camp zum anderen hetzen, weil ihre Zeit mit Mühe und Not reicht, um vor Anbruch der Dunkelheit das Ziel zu erreichen. Sie haben keine Zeit zum Umherstreifen oder für einen Moment Ruhe um zu sehen was um sie herum passiert.
Die meisten von uns haben ihre Umgebung in … „visuelle Schubladen“ gesteckt. Das Ergebnis ist eine automatisch Sicht der Dinge, die unser Bewusstsein einschränkt. Wir nehmen nur einen Bruchteil dessen wahr, was tatsächlich vorhanden ist. Mach doch einfach folgenden Test: Lege einen ungewöhnlichen Gegenstand an einen Ort, wo deinen Freunde normalerweise nicht hinsehen …“ zwischen Sofa und Bücherregel, vielleicht. Selbst wenn der Gegenstand frei sichtbar ist kannst du darauf wetten, dass ihn keiner wahrnehmen wird. Um eine vollständige Wahrnehmung zu erreichen musst du dich gegen dein Unterbewusstsein auflehnen. Denn dein Unterbewusstsein sagt dir, was die … „normale“ Art ist Dinge vor dir zu sehen.
Natur scheint sich vor denen auszubreiten die warten und aufmerksam beobachten können. Eine Nacht als ich nicht schlafen konnte setzte ich mich unter meine Lieblings-Eiche und wartete auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Vögel riefen hin und her …“ sie nahmen keine Notiz von mir …“ einer setzte sich sogar auf mein Knie. Dann kam die Nachtschicht heim und die Tagschicht rückte aus. Eichhörnchen turnten um mich herum während die feinen Sonnenstrahlen ein Fuchs am Horizont wie einen roten Feuerball aussehen ließen. Als ich einen Spaziergänger fragte was er gesehen hatte, sagte er … „Ein paar Vögel“.
Das nächste Mal wenn du raus gehst, egal wo es ist, öffne dich und tauche ein. Nimm alles was du sehn, hören, riechen, schmecken, tasten und fühlen kannst auf. Gehe deinen Weg in dieser Geisteshaltung und du wirst eine neue Dimension in deinem Leben entdecken.