Eine wirklich unglaubliche Begegnung

Heute ist es also passiert. Meine erste Begegnung mit einem wild lebenden Biber. Obwohl ich die Rückkehr von Castor fiber hier im Rhein Main Gebiet nun fast schon ein Jahrzehnt lang mitverfolgt habe, konnte ich bisher immer nur die üblichen Fraßspuren, Markierungshügel und Fußabdrücke finden oder ihn mit meiner Wildkamera beobachten. Aber ich habe es nie geschafft, einen Biber in flagranti zu erwischen. Bis heute. An einem Tag, an dem ich es absolut nicht erwartet hätte, bei Tageslicht und in einer eher unpassenden Umgebung. Auf dem Weg zur Arbeit – fast im Stadtzentrum von Dietzenbach – in einem kleinen künstlich angelegten Bach mit nur knöchelhohem Wasserstand. Die ganze Situation war so unwirklich, dass ich den Biber auf den ersten Blick sogar für einen Nutria (Myocastor coypus) hielt, die es hier ja auch überall gibt und die wenig scheu sind. Mein Gehirn brauchte einige Zeit, um zu realisieren, was die Augen bereits registriert hatten – nämlich dass dies tatsächlich ein Biber war. Ihr könnt an meiner Stimme und den Worten hören, wie überrascht und ungläubig ich war. Als ich dann weiterging um ins Büro zu kommen, musste ich ständig laut loslachen, weil mir das alles so verrückt und surreal vorkam. Manchmal belohnt uns Mutter Natur mit solchen besonderen Geschenken und ich bin unendlich dankbar, dass ich heute Morgen so eines erhalten habe. 🙏

Aber nun seht selbst – hier der link zum  erdwissen youtube Kanal: Biber (Castor fiber) am 14.04.2022

Geburtstag!!! Schlüpftag bei den Gehörnten Mauerbienen (Osmia cornuta)

Schaut euch das video dazu an: erdwissen youtube Kanal – Geburtstag!!! Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) schlüpft am Insektenhotel 19.03.2022

 

Heute konnte ich zum ersten Mal beobachten, wie eine Wildbiene ihren Weg ins Leben beginnt. Wir hatten seit jeher immer schon eine Kolonie von Gehörnten Mauerbienen (Osmia cornuta) hier an unserem Haus – mitten in der Innenstadt von Offenbach. Das Haus ist Baujahr 1928 und die Bienen nutzen die Ritzen zwischen den Klinkersteinen am Sockel des Hauses, um dort ihre Brutröhren zu bauen und die nächste Generation aufzuziehen. Meist war dann in den ersten richtig warme Frühlingstagen und wenn der Sonnenstand so war, dass die Mauer auch in der Sonne lag dann sehen, dass plötzlich besonders viel Flugbetrieb an der Mauer war. Das war immer an den „Schlüpftagen“. Die Männchen der Mauerbienen warten dann nämlich regelrecht darauf, das ein Weibchen aus der Röhre schlüpft – um es sofort zu begatten. Auch hier in den Aufnahmen sieht man gut, dass sofort einige Männchen Ihr Glück versuchen – dumm nur, dass es auch ein Männchen war (die schlüpfen zuerst – die Weibchen etwas später).

Wie ihr seht, ist das video nicht an der Hausmauer aufgenommen. Seit einigen Jahren kommen dort keine Mauerbienen mehr – wieso, das konnte ich noch nicht herausfinden. Vielleicht kommt noch nicht ausreichend Sonne dorthin jetzt im März? Früher waren die „Schlüpftage“ nämlich späer – eher Mitte April.

Deshalb habe ich an anderen Stellen am Haus und im Garten Nistmöglichkeiten angeboten – und ja, auch solche fertigen Nisthilfen aus dem Baumarkt, die bei Experten oft sehr schlecht wegkommen. Meine Erfahrung ist jedoch, dass diese Nisthilfen sehr gut angenommen werden (fast jede Röhre ist belegt) und jedes Jahr auch fast alle erfolgreich schlüpfen. Ich sehe das ganz pragmatisch: besser überhaupt eine Nisthilfe als gar keine.

Natürlich macht es Sinn, sich darüber zu informieren welche Nisthilfen taugen und welche Ansprüche die einzelnen Insektenartenten haben. Am schönsten ist es sowieso, solche Nisthilfen aus Naturmaterial selbst zu bauen.

Wir werden wir euch dazu in den nächsten Tagen noch eine Liste mit links für Informationen zum Thema zusammenstellen.

 

Füchse, Füchse, Füchse – und mehr…vor der Wildkamera

Nach längerer Pause haben wir hier wieder einmal ein paar Aufnahmen unserer Fotofalle für euch zusammengestellt. Die Aufnahmen stammen alle aus den Monaten November 2021 bis Februar 2022 (auch wenn der Datumstempel etwas anderes sagt – leider hatte ich mal wieder beim Batteriewechsel das Datum verstellt). Es ist auffällig, dass wir im genannten Zeitraum so gut wie keine Wildschweine und Rehe vor der Kamera hatten, was wirklich ungewöhnlich ist. Dafür sehr viel Fuchs Aktivität – aber das ist auch kein Wunder, denn schließlich ist im Dezember/Januar Paarungszeit.

Besonders gefreut hat uns auch die Stippvisite von Meister Grimbart, der sich anscheinend irgendwo in der weiteren Umgebung häuslich niedergelassen hat. Hier geht’s lang zu unserem youtube-Kanal:

erdwissen Wildkamera Winter 2021/2022

Leider plant die Stadt Offenbach in unmittelbarer Nähe des von uns genutzten Außengeländes und des Kamerastandortes den Bau einer zweispurigen Straße mit einem Verkehrsaufkommen von ca. 15.000 Kfz täglich (!). Ihr seht hier in unseren Aufnahmen einen artübergreifend genutzten, stark frequentierten Wildwechsel, der zu anderen Jahreszeiten auch wieder von den Wildschweinrotten genutzt wird, um vom Leonard-Eißnert-Park in den Lohwald zu wechseln.

Was dies für die dort lebenden Tiere und auch die Autofahrer bedeutet, kann sich jeder ausrechnen. Wildunfälle sind vorprogrammiert, die im Regelfall mindestens für das Wildtier tödlich enden.

Von den Auswirkungen des Straßenbaus auf Fauna und Flora wollen wir jetzt gar nicht erst reden. Wer sich über das Ausmaß der geplanten Baumaßnahmen am Schneckenberg weiter informieren möchte, der kann dies in der Machbarkeitsstudie Verbindungsstraße zwischen Mühlheimer Straße und der B 448 auf der Internetseite der Stadt Offenbach tun.

 

Auch Wildtiere müssen mal…

Heute nehmen wir euch mit zu einem Toilettengang der anderem Art.

Ja, auch Wildtiere müssen mal…was vorne an Futter reingeht, muss nach der Energieverwertung im Körper ja verdaut auch irgendwie wieder raus. Nicht nur wir Menschen gehen aufs Klo, um uns zu erleichtern. Es gibt auch einige andere Säugetiere, die dafür feste Plätze aufsuchen. Latrinen nennt man diese Orte. Wessen Toilettenplatz dies hier wohl ist?

Wir wollen Schnee!!!

Beim Sichten alter Fotos aus dem Dezember 2012 kommt doch etwas Wehmut auf. Wann hatten wir hier in Offenbach denn zuletzt eine geschlossene Schneedecke, die länger als ein paar Stunden erhalten blieb? Ich kann mich kaum noch daran erinnern. Und jetzt machen mir diese Bilder doch so viel Lust aufs Fährtenlesen im Schnee…

Ob ich wohl an all diesen Stellen im Offenbacher Lohwald wieder ähnliche Spuren finden würde? Ob die Eichhörnchen und Füchse immer noch so gerne auf  und über Baumstämme laufen? Ob wieder ein Reh so seine Füße nicht hebt, dass man die Schleifspuren der Schalenspitzen im Schnee sehen kann? Ob die Wildschweine wieder so gut genährt sind, dass ihr dicker Wanst über die umgefallenen Baumstämme wischt?

Freut Ihr euch auch so auf Tierspuren im Schnee???  Ich hoffe, Frau Holle ist uns wohlgesonnen und schüttelt bald mal ordentlich ihr Bettzeug aus.

Und wenn Ihr spannende Spuren findet, dann teilt sie doch gerne auf der erdwissen facebook Seite mit uns, oder schreibt uns eine E-mail an hallo (at) erdwissen.de

Pflanzenwesen :: Gewöhnlicher Feld-Rittersporn

Letzte Woche hatten wir einen seltenen „Beifang“ während einer Nacherntekartierung auf der Suche nach den noch selteneren Feldhamstern auf der anderen Mainseite in der Region Maintal/Schöneck.

Auf einem der Äcker leuchtete mir eine lilafarbene Blüte entgegen. „Komisch – Veilchen blühen doch um diese Jahreszeit gar nicht mehr ?“ dachte ich mir und schaute mir die Pflanze mal etwas genauer an. Ich muss gestehen, dass ich sie vorher noch nie gesehen hatte – die Blüte erinnerte mich aber an den Rittersporn im Garten meiner Freundin.

Zu Hause im Bestimmungsbuch gab es dann die Bestätigung: Es handelte sich um den Gewöhnlichen Feld-Rittersporn (Consolida regalis; syn. Delphinium consolida L.) – auch Acker-Rittersporn genannt.  Namensgebend ist der auffällige spornartige Anhängsel der Blütenblätter. Am Grunde des Sporns wird der Blütennektar abgesondert. Der Nektar ist aber nur langrüsseligen Insekten wie z.B. bestimmten Hummelarten zugänglich. Da der Sporn auch einem Storchenschnabel ähnelt, hieß die Blume in einigen Gebieten auch Aderbarsnibben. Kreienfot, Hornkümmel oder Lerchenklau sind weitere volkstümliche Namen aus alter Zeit. Der ältere Gattungsname Delphinium ist griechischen Ursprungs und bezieht sich auf die Ähnlichkeit der Blüte mit der Gestalt eines Delphins.

 

 

In alten Heilpflanzenbüchern (siehe Bild oben rechts ) ist der Feld-Rittersporn noch als Heilpflanze aufgeführt, obwohl alle Pflanzenteile giftig sind. Bereits im Mittelalter war der Feld-Rittersporn als mild wirkendes Wundheilmittel bekannt und zeitweilig sehr geschätzt. Aber auch in heutigen Arzneibüchern ist die getrocknete Blüte unter dem lateinischen Namen Flores calcatrippae noch geführt und auch in der Apotheke wegen ihrer schwach harntreibenden Wirkung als Beimischung für Blasen- und Nierentees erhältlich.

Der Gewöhnliche Feldrittersporn war früher in Mitteleuropa weit verbreitet, ist aber durch vermehrten Herbizideinsatz und die Intensivierung der Landwirtschaft selten geworden. Die Pflanze wächst in lichten Getreidekulturen auf kalk- oder basenhaltigen Ackerböden. In Deutschland ist er in der Roten Liste gefährdeter Arten als gefährdet eingestuft und längst nicht mehr „gewöhnlich“, wie der Name vermuten lässt. In unserer Region gibt es nur noch wenige und unregelmäßige Vorkommen. Sie finden sich heute nur noch im Randbereich der Ackerflächen, die von den Unkrautvernichtern nicht erfasst wurden oder von Feldern die im biologischen Landbau bewirtschaftet werden.

 

Mäusebussard – Rotmilan

Heute gab es Gelegenheit, die Flugbilder von Rotmilan (Milvus milvus) und Mäusebussard (Buteo buteo) in Ruhe zu studieren. Beide Vögel kreisten einige Minuten über dem Haus meines Vaters und nutzten offensichtlich die gute Thermik…

Der Rotmilan ist mit einer Körpergröße von ca. 65 cm Körpergröße eigentlich größer als der Mäusebussard – er wirkt mit seinen verhältnismäßig langen und schmaleren Flügeln im Flug aber schlanker im Gesamteindruck und nicht so „massig“ wie der Mäusebussard. Der Rotmilan hat einen hellgrauen Kopf und er besitzt schwarze und weiße Federn auf der Unterseite. Sein eindeutiges Erkennungsmerkmal ist aber der tief gegabelte Schwanz, der ihn von allen anderen heimischen Greifvögeln unterscheidet. Deshalb wird der Rotmilan im Volksmund auch Gabelweihe genannt, obwohl er mit den Vertretern der Greifvögel aus der Gattung der Weihen nicht verwandt ist.

Rotmilane sind nur in Europa verbreitet mit derzeit rund 25.200 – 33.400 Brutpaaren.  Sie sind Zugvögel und überwintern im Südwesten Europas überwiegend in Spanien. Mehr als die Hälfte  des weltweiten Bestandes brütet in Deutschland. So tragen wir eine große Verantwortung für den Fortbestand der Art.

Mäusebussarde haben breite Flügel, einen kompakten Körper und einen kurzen Hals. Die Oberseite ist dunkel, die Unterseite kann farblich stark variieren. Fast schwarz wirkende Exemplare kommen ebenso vor, wie sehr helle Bussarde. Hier bei uns rund um den Schneckenberg kann man seit Jahren Tiere mit sehr heller Färbung sehen.  Mäusebussarde sind die Greifvögel, die man hier in Deutschland am häufigsten beobachten kann. Zur Jagd sucht der Mäusebussard Felder, Weiden und Wiesen auf. Dort erbeutet er vor allem Feldmäuse und Nagetiere aller Art. Auf seinem Speiseplan stehen aber auch junge Kaninchen, Reptilien und sogar Insekten. Bei Regenwetter kann man ihn auf den Äckern oft zu Fuß auch Regenwürmer jagen sehen. Er verschmäht auch Aas nicht, weshalb man ihn oft auch an Straßenrändern auf irgendwelchen Pfosten sitzen sieht – besonders im Winter, wenn andere Nahrungsquellen unter Schnee nicht mehr erreichbar sind. Sicher habt Ihr auch schon öfter seinen „miauenden“ hiiiääääää Ruf gehört, wenn er in der Luft kreist.

Haltet doch morgen einfach mal Augen und Ohren offen – wer entdeckt zuerst Bussard oder Milan?